Risiken so detailliert es geht identifizieren
Um überhaupt herauszufinden, welchen Risiken die eigene Lieferkette ausgesetzt ist, müssen Unternehmen erstmal einen Überblick gewinnen. Dazu gehört, dass sie zu Beginn ihre Warengruppen und Lieferanten analysieren. So können beispielsweise Warengruppen mit hohem Rohstoffanteil sowie einer erwarteten Verknappung eines bestimmten Rohstoffes ein Risikopotenzial beinhalten, das der Einkauf unter Beobachtung halten muss.
Es gibt fünf Risikotypen, nach denen die Verantwortlichen im Einkauf unterscheiden sollten. Dazu gehören Versorgungsrisiken, Lieferantenausfallrisiken, Qualitätsrisiken, Preisrisiken sowie Compliance- und Nachhaltigkeitsrisiken. Versorgungsrisiken treten auf, wenn es zu Störungen oder Verzögerungen der Lieferungen kommt, beispielsweise weil Vorprodukte von Sublieferanten nicht verfügbar sind oder Störungen in der Logistikkette auftreten. Zu den Lieferantenausfallrisiken gehört die Insolvenz eines Lieferanten oder wenn ihm in seinem Land rechtliche oder politische Konsequenzen drohen. Qualitätsrisiken beziehen sich auf schwankende Produkt- oder Servicequalitäten. Preisrisiken können aufgrund erhöhter Entgeltforderungen, einem sich ändernden Währungskurs oder wegen in die Höhe schnellender Rohstoffpreise entstehen. Compliance- und Nachhaltigkeitsrisiken entstehen, wenn ein Lieferant gegen Gesetze verstößt, ökologische Auflagen missachtet oder soziale Standards nicht einhält. Durch das bald in Kraft tretende Lieferkettengesetz verstärken sich gerade diese Risiken für Unternehmen zusätzlich. Auch die Notwendigkeit zur Reduktion von CO2-Emissionen in der Lieferkette, sogenannter Scope 3 Emissionen, stellt für viele Unternehmen ein zunehmend wichtiges Nachhaltigkeitsrisiko dar.
Bei der Herstellung von Transparenz liegt die größte Herausforderung, die letztlich über den Erfolg des Risikomanagements entscheidet. Daher stehen am Anfang strategische Überlegungen im Fokus. Der Einkauf muss evaluieren, woher und wie er die erforderlichen Daten beschaffen kann. Und wenn einmal Transparenz geschaffen wurde, muss ein kontinuierlicher Prozess etabliert werden, um diesen Zustand auch dauerhaft zu erhalten.
Der enge Austausch mit den Lieferanten ist bei diesem Prozessschritt unabdingbar. Nur durch regelmäßige Gespräche, Selbstauskünfte und Audits bei den Lieferanten vor Ort können Einkäufer einen wirklichen Eindruck von der individuellen Situation des Lieferanten bekommen. Außerdem müssen Unternehmen Informationen wie Geschäftszahlen, Zertifikate etwa zur Einhaltung von Umweltstandards, Pressemitteilungen oder Newsmeldungen analysieren. In Einzelfällen kann es auch notwendig sein, sich ausgewählte Produktionswerke seines Lieferanten bei einem Vor-Ort-Audit anzuschauen. Wann welches Vorgehen sinnvoll ist, hängt auch von der Beziehung zum Lieferanten ab.
1. Versorgungsrisiken
2. Lieferantenausfallrisiken
3. Qualitätsrisiken
4. Preisrisiken