Einkauf in der E-Mobility
Neue Bedarfe, neue Lieferanten, andere Spielregeln
Die Position am vertrauten Markt für Verbrennungsmotoren zu verteidigen und sich in der E-Mobility rechtzeitig zu positionieren ist für Hersteller und Zulieferer kein einfacher Balanceakt. Die starke Verhandlungsposition innovativer Zulieferer gegenüber den OEMs ist nur eine von vielen Veränderungen, auf die sich Einkäufer einstellen müssen.
In den nächsten fünf Jahren wird sich in der Automobilindustrie mehr ändern als in den letzten 50 zusammen
„In den nächsten fünf Jahren wird sich in der Automobilindustrie mehr ändern als in den letzten 50 zusammen“, resümiert VW-Personalvorstand Karlheinz Blessing die Situation seiner Branche. Teil dieser Herausforderung ist auch die Veränderung der Zulieferkette: Im reifen Markt für Verbrennungsmotoren und den zugehörigen Komponenten gilt es, wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig müssen im Markt der E-Mobility innovative und neue Bedarfe gedeckt werden. Auf dem bisherigen Zuliefermarkt können sich die Einkäufer der OEMs und Zulieferer dank etablierter Supply Chains und eines hohen Reifegrads der Produkte, auf gute Qualität zum bestmöglichen Preis fokussieren. Die E-Mobility führt jedoch auf neue und bisweilen enge Beschaffungsmärkte. Sei es aufgrund knapper Rohstoffe oder neuer Technologien, die noch nicht in Serienreife gefertigt werden. „Spürnasen-Qualität“ ist gefragt: Was brauchen und wollen Kunden im elektrischen Fahrzeug wirklich? Und wer kann es produzieren? Hier benötigen Einkäufer neue Kompetenzen auf strategischer und operativer Ebene.
Veränderter Umgang mit Lieferanten
Die sprunghafte Veränderung der Automobilindustrie führt zu einer deutlichen Verschiebung der Nachfrage. Neben Antriebsstrang und Elektromotor, gibt es zahlreiche weitere Elemente, die sich verändern oder gar nicht mehr benötigt werden – mit deutlichen Konsequenzen für das Beschaffungsportfolio. Diesen Herausforderungen sollte der Einkauf mit einer noch engeren Kooperation zwischen den Fachabteilungen begegnen. Nur wenn F&E, Einkauf, Produktion und Vertrieb die Zusammenarbeit mit den noch teils deutlich kleineren Zulieferern gemeinsam entwickeln, verschaffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil. Im Zuge dessen wird sich der Umgang von Autoherstellern mit ihren Lieferanten grundlegend verändern.
Wie die aktuelle Studie „The Electric Car Tipping Point“ der Boston Consulting Group zeigt, soll der weltweite Marktanteil elektrischer Fahrzeuge bis 2026 auf 36 Prozent und bis 2030 dann auf über 50 Prozent steigen. Dabei ist das E-Mobility-Wachstum in den nächsten fünf Jahren stark von politischem Druck angetrieben. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Diesel-Fahrverboten in Städten ist dabei ein zusätzlicher Beschleuniger umweltschonender Mobilität.
Durch die steigende Nachfrage verfügen Anbieter von Schlüsselkomponenten über eine steigende Anbietermacht. Diese sichert eine gute Verhandlungsposition – selbst gegenüber den großen OEM und Tier 1 Zulieferern. Denn in der aktuellen Phase des Wachstums werden die zukünftigen Absatzmärkte aufgeteilt. Wer hier Marktanteile vergibt, muss sich diese zu einem späteren Zeitpunkt teuer zurückerobern.
Neupositionierung in der Wertschöpfungskette
Begünstigt durch ein breiter werdendes Systemverständnis einerseits und geringen Margen im Komponentengeschäft andererseits, ergreifen Lieferanten verstärkt selbst die Initiative und streben durch Integration eine Neupositionierung innerhalb der Wertschöpfungskette an. Als Systemlieferant können Abhängigkeiten und Margendruck reduziert werden, so das Kalkül. Die etablierten Spieler treffen immer wieder auch auf neue Wettbewerber in der Elektromobilität. Diese generierten ihren Umsatz bisher eher fern der Automobilindustrie, beispielsweise in der IT oder Konsumgüterindustrie. Besonders gefragt sind innovative Technologien zu akzeptablen Kosten, die in stark skalierbaren Stückzahlen zur Verfügung stehen.
Newcomer wie Tesla, Byton oder Aumann halten zwar zahlreiche Technologiepatente, sind aber noch weit von einer preisgünstigen Produktion mit großen Volumina entfernt. Zudem sind immer noch viele Schwachstellen der neuen Technologien auszubessern. So sind Akkus immer noch sehr kälteempfindlich, während Heizungen nicht effizient sind. Beides wirkt sich massiv auf die Reichweite von Elektroautos aus.
Handlungsempfehlungen für den Einkauf
Strategisch muss sich der Einkauf vom Preisdrücker zum Innovator wandeln – das gilt nicht nur für OEMs, sondern auch für die Zulieferindustrie. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Fragen: Wie verankere ich das Thema Innovation in meiner Organisation? Und wie binde ich den Einkauf effektiv in den Produktentstehungsprozess ein? Der Einkauf muss die Suche nach neuen und innovativen Partnern aktiv vorantreiben – innerhalb und außerhalb der Automobilbranche.
Die bisherigen Beschaffungsstrategien sollten hinterfragt werden. Denn während am Automarkt mit Verbrennungsmotor eine stark preisgetriebene Single- oder Dual-Sourcing-Strategie die richtige Wahl war, stehen in der E-Mobility Innovation und Versorgungssicherheit im Fokus.
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- Weitere Handlungsempfehlungen für den Einkauf
- Eine Übersicht zu den veränderten Komponenten in der E-Mobility
- Eine Prognose zur Verteilung des weltweiten Automobilmarktes bis 2030
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