Einkauf und Lieferkettenmanagement 2024

Herausforderungen und Lösungsvorschläge

Mehr als die Hälfte des jährlichen Gesamtbudgets wenden Unternehmen für externe Lieferanten auf. Dabei verbringen CEOs oft nur ein Prozent ihrer Zeit mit diesen Partnern und verlassen sich bei der Verwaltung der Beziehungen auf ihr Einkaufsteam. Erfahren Sie hier, worauf Verantwortliche im Einkauf und Lieferkettenmanagement im kommenden Jahr besonders achten sollten.

Geopolitische Spannungen haben die Unternehmenslandschaft in den vergangenen zwei Jahren nachhaltig verändert. Um die Auswirkungen auf die Einkaufspreise zu bewältigen und grenzüberschreitende Lieferketten abzusichern, rückt die Beschaffung 2024 noch stärker in den Fokus. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmensleitung sicherzustellen, dass ihre Beschaffungsteams die richtigen Anreize erhalten und sich der zentralen Themen bewusst sind, die den Einkauf im kommenden Jahr prägen werden.

1. Kostenmanagement

Das Thema Inflation belastet Unternehmen weiterhin. Trotz sinkender Inflationsraten werden sich die Auswirkungen im kommenden Jahr weiterhin bemerkbar machen: Die Einkaufskosten sind auf ein neues Niveau gestiegen, während die Zahl der Auftragseingänge sinkt. Auch haben viele Unternehmen mehr gebundenes Kapital in Form von hohen Lagerbeständen, müssen aber angesichts niedriger Wachstumsprognosen und hoher Zinssätze ihr Working Capital schnell optimieren.

In dieser Situation ist es wichtig, das Kostenmanagement neu aufzustellen. Dazu gehören Sofortmaßnahmen ebenso wie langfristige Strategien. Neben der Etablierung einer stabilen und aus Kostensicht wettbewerbsfähigen Lieferkette muss der Einkauf dabei auch antizipieren, wie sich die Märkte in Zukunft verändern, und Trends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Das geht nur, wenn der Einkauf auf fundierten Analysen beruht, die in enger Zusammenarbeit mit Vertrieb, Planung und Produktion entwickelt werden.

2. Resilienz und Risikomanagement

Geopolitische Risiken sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine noch einmal deutlich in den Vordergrund getreten. Daher überdenken viele Unternehmen ihre Lieferketten und greifen auf eine „local-for-local“-Strategie oder Nearshoring zurück, um Verfügbarkeit, Kosten und Nachhaltigkeit besser kontrollieren zu können. Unternehmen, die Nearshoring-Projekte in Erwägung ziehen, sollten zunächst kritische Warengruppen definieren und dann für diese eine Total-Cost-of-Ownership Analyse realisieren. Wichtig ist, nicht nur bereits bekannte Märkte in Betracht zu ziehen, sondern die Lieferanten-Recherche auch auf neue Regionen auszudehnen, um die optimale Lösung zu finden.

3. Nachhaltigkeit und Regulierung

Durch das am 1. Januar 2023 in Kraft getretene deutsche Lieferkettensorgfalts­pflichtengesetz sind Unternehmen verpflichtet, Umwelt- und Sozialstandards zu berücksichtigen und deren Einhaltung entlang der eigenen Lieferkette zu kontrollieren. Verhandlungsführer des EU-Parlaments und der Mitgliedsstaaten verabschiedeten vergangenen Donnerstag das europäische Lieferkettengesetz, das in einigen Bereichen noch schärfer ausfällt als das deutsche. Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden, die sich mit den Regeln noch nicht vertraut gemacht haben, müssen das Thema nun angehen und Transparenz in ihrer Lieferkette schaffen.

Die Europäische Union setzt auf strengere Gesetze für Unternehmen, um Umweltschutz und Menschenrechte durchzusetzen. Der am vergangenen Dienstag final verabschiedete European Critical Raw Materials Act stärkt die Kreislaufwirtschaft, fördert Ressourceneffizienz und Ersatzstoff-Innovationen. Denn Rezyklate und eine echte Kreislaufwirtschaft sind der Schlüssel für eine nachhaltige, CO2-neutrale Wirtschaft. Unternehmen, die diesen Weg einschlagen, legen nicht nur den Grundstein für langfristigen Erfolg, sondern sichern sich auch Zugang zu wertvollen Sekundärrohstoffen und Vorprodukten.

4. Künstliche Intelligenz

Technologien wie Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) haben das Potenzial, sowohl die Arbeitsweise in Unternehmen als auch die Interaktion mit Kunden und Lieferanten zu revolutionieren. Es gibt jedoch nicht die eine „One-fits-all“-Anwendung für generative KI im Einkauf. Stattdessen haben wir eine Vielzahl kleinerer Möglichkeiten gefunden, bei denen der Einsatz von GenAI erhebliche Vorteile bringen kann. Sie kann die Effizienz und Qualität von Prozessen auf ein neues Niveau heben und im Warengruppenmanagement ebenso eingesetzt werden wie in der Optimierung von Lieferantenbeziehungen und Verhandlungen. Bevor Unternehmen jedoch GenAI in Einkauf und Lieferkettenmanagement einsetzen, sollten die Prozesse durchgängig digitalisiert sein und die Teams in der Anwendung digitaler Tools fit gemacht werden.

Die aktuelle wirtschaftliche und geopolitische Situation ist fraglos herausfordernd. Andererseits sind es aber gerade die schwierigen Zeiten, die neue Entwicklungen und Lösungen hervorbringen. Viele Unternehmen haben die vergangenen Jahre trotz der komplexen Umstände erfolgreich bewältigt, weil sie sich frühzeitig mit Trends auseinandergesetzt und innovative Ideen für ihre Branche entwickelt haben.

 

Ausblick für 2024

Zu Beginn des Jahres 2024 stehen die Unternehmen vor einer Reihe wichtiger strategischer Fragen rund um Einkauf und Lieferketten. Um sie erfolgreich zu beantworten, wird eine stärkere Konzentration der Unternehmensleitung auf den Einkauf nötig sein. Kostensenkungen und Wirtschaftlichkeit werden zumeist im Mittelpunkt stehen, aber wir sehen auch ein großes Potenzial für Einkaufsteams, eine bedeutendere Rolle bei der Förderung von Innovation und Digitalisierung, Versorgungssicherheit und mehr Nachhaltigkeit zu spielen. Unternehmen, die dieses Potenzial erkennen und verfolgen, können sich langfristige Vorteile sichern. Es gibt viel zu tun für das kommende Jahr.

 

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Thibault Pucken

COO & Managing Director

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