Die Rolle des Einkaufs hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt – vom Bestellabwickler zur strategischen Einheit, die für den Einkaufserfolg nicht nur die Einkaufsprozesse selbst, sondern auch die vor- und nachgelagerten Prozesse überblickt. Einkäufer sind es gewohnt, abteilungs- und prozessübergreifend zu denken, mögliche Risiken zu identifizieren und rechtzeitig gegenzusteuern.
Mit Methoden wie Cost-Breakdowns und TCO-Betrachtungen sorgen Einkäufer:innen für Transparenz und fundierte Analysen und liefern dadurch das notwendige Hintergrundwissen für die Planung von Budget, Prozessen und zeitlichem Rahmen.
Natürlich ist für das Gelingen großer CAPEX-Projekte detailliertes Know-how der Fachabteilungen notwendig, doch der Einkauf kann hier von Beginn der Planung unterstützen, indem er sicherstellt, dass bei der Kalkulation marktgerechte Preise, auch unter Berücksichtigung möglicher Preisveränderungen, zugrunde gelegt werden. Bei der Spezifikation der Bedarfe kann der Einkauf unterstützen, indem er Informationen zu versteckten Kosten liefert, im Vorfeld Lieferanten qualifiziert und mögliche Probleme aufzeigt.
Beispiele aus der Praxis:
Bei der Realisierung eines großen Bauvorhabens plante ein Unternehmen unterirdische Transportmöglichkeiten. Nach Fertigstellung der Schienenwege, Brücken und Tunnel wurde offenbar, dass für die gewählten Durchfahrthöhen und -breiten nur die Bahnen eines einzigen Anbieters in Frage kamen. Durch die frühzeitige Einbindung des Einkaufs bereits im Planungsprozess hätte diese Einschränkung vermieden werden können.
Ein weiteres typisches Beispiel aus dem Handel ist das Thema Ladenbau, ein zunächst oft designgetriebener Prozess, bei dem der Einkauf von Beginn an prüfen kann, ob die Entwürfe der Designabteilung auch tatsächlich im Budget umsetzbar sind. Zudem kann der Einkauf von vornherein Möglichkeiten zur Bündelung und Standardisierung aufzeigen, mit denen die Designabteilung planen kann.
Eine abteilungsübergreifend ausgearbeitete Spezifikation sowie eine detaillierte Prozess- und Zeitplanung ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Einkaufsprozess. Der Einkauf kann auf dieser Basis die optimalen Einkaufshebel für die Bedarfe bestimmen, die bei der Ausschreibung, den Verhandlungen und schließlich Vergabe an Lieferanten zum Einsatz kommen.