Negotiation Excellence

Die 8 Regeln der Verhandlungskunst

 

 

Unternehmen, die in die Vorbereitung von Lieferantenverhandlungen investieren und einen detaillierten Fahrplan entwickeln, können deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Dazu braucht es vor allem einen professionell aufgestellten Einkauf.

 

Kein Mars, kein Uncle-Bens-Reis, Miracoli nicht und auch kein Whiskas-Katzenfutter: Gut zwei Monate lang mussten Supermarkt und Verbraucher:innen zuletzt miterleben, was passiert, wenn zwei Unternehmen sich in Verhandlungen nicht einigen können. In der Zeit standen einige Regalfächer beim Lebensmitteleinzelhändler Rewe leer. Die US-Firma Mars, der auch die anderen Marken gehören, hatte die Preise deutlich erhöht, doch Rewe wollte das nicht akzeptieren, woraufhin der US-Konzern kurzerhand seine Lieferungen einstellte.

Zumindest zwischen diesen beiden Unternehmen scheint der Konflikt inzwischen beigelegt, die Produkte finden sich wieder in den Regalen. Doch zeigt der Fall eindrücklich, wie gravierend die Folgen sein können, wenn Verhandlungen ins Stocken geraten oder scheitern.

Viele Einkäufer:innen tun sich schwer, in intensive Verhandlungen mit ihren Lieferanten einzusteigen.

 

1. Keine Angst vor Verhandlungen

Viele Einkäufer:innen tun sich schwer, in intensive Verhandlungen mit ihren Lieferanten einzusteigen. Häufig beschäftigt die Frage: „Was passiert, wenn ich zu hart verhandle und mein Lieferant abspringt?“ Die Sorge ist in den meisten Fällen unbegründet. Schließlich haben beide Seiten ein Interesse daran, ihr Geschäft abzuschließen. Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu mehr Selbstvertrauen und mehr Wissen darüber, was man in Verhandlungen erreichen kann und will.

Übrigens wusste schon der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy, dass Angst und Sorgen keine guten Begleiter von Verhandlungen sind: „Lasst uns nie aus Angst verhandeln. Sondern lasst uns nie Angst haben zu verhandeln“, soll er einmal gesagt haben.

 

2. Erfolgreiche Verhandlungen beginnen „Zuhause“

Wer bei Verhandlungen Erfolg haben möchte, muss zunächst im eigenen Unternehmen ansetzen. Es braucht eine Kultur, in der verschiedene Abteilungen cross-funktional zusammenarbeiten. Der Einkauf, der für die Verhandlungen zuständig ist, sollte sich daher zunächst mit allen internen Stakeholdern austauschen. Er muss klären, was etwa der Entwicklungsabteilung wichtig ist, welche Ansprüche die Fertigung hat und wie der Vertrieb plant. Erst dann kann er übergreifende Ziele definieren. Denn der Preis ist längst nicht das einzige Kriterium, das für Verhandlungen eine Rolle spielen sollte.

Bei dem Austausch mit einzelnen Abteilungen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn der Vertrag mit dem Lieferanten unterschrieben ist, sollte keiner das Gefühl haben, übervorteilt worden zu sein. Um das zu vermeiden, braucht es vordefinierte Rahmenbedingungen, die von allen Beteiligten abgesegnet wurden.

Zur guten Vorbereitung gehört auch, dass der Einkauf lernt, die Bedeutung des eigenen Unternehmens für seinen Lieferanten richtig einzuschätzen. Wer Hauptkunde eines kleinen Lieferanten ist, hat einen größeren Hebel als kleine Kunden eines großen Zulieferers. Das kann der Einkauf nur beurteilen, wenn er einen guten Überblick über den Markt – sprich Zulieferer und Wettbewerber – hat. Zudem sollte klar sein, welche strategische Bedeutung ein Lieferant für das Gesamtunternehmen hat.

Entscheidend ist auch das Timing. Haben Lieferanten gerade leere Auftragsbücher, ist das ein guter Zeitpunkt für Verhandlungen. Wenn Firmen Lieferprobleme haben, könnte das unter Umständen eine gute Möglichkeit sein, um Konditionen zu verhandeln. Für eine Einschätzung muss der Einkauf die Lieferantenmärkte genau im Blick haben, zum Beispiel über einen Risk-Control-Tower.

 

 

3. Klare Unternehmensziele setzen


Ganzheitlich gesehen führt das Buy-in der Stakeholder zu einem besseren Ergebnis für das Unternehmen. Informationen, die ebenfalls Bestandteil der Vorbereitung sein sollten, sind: Marktforschungsdaten, die Analyse von Lieferantenalternativen, Markttrends im Allgemeinen und Timing-Abwägungen.
Letztendlich muss man sich auf verschiedene Verhandlungswege einstellen und offen sein, eine geplante Vorgehensweise zu adaptieren, falls sich die Rahmenbedingungen ändern.

Klare Ziele und abgestimmte Strategien helfen, auf dem „rechten“ Weg zu bleiben und verhindern, dass Frustration oder andere negative Emotionen aufkommen. Emotionen können am Verhandlungstisch hilfreich sein, aber nur, wenn sie proaktiv, nicht reaktiv eingesetzt werden. Emotionales Reagieren verhindert oftmals den konstruktiven Austausch und endet nicht selten in einem Ergebnis, mit dem beide Parteien unzufrieden sind.

4. Mit Spieltheorie zum besten Angebot

Eine große Rolle für den Erfolg von Verhandlungen spielt die Spieltheorie – ein Modell zur Untersuchung strategischer Interaktionen. Angebote und Gegenangebote, Argumente und Gegenargumente, Zusagen und Ablehnungen sind Entscheidungen, die von verschiedenen Parteien getroffen werden und sich eindeutig auf den Ausgang von Verhandlungen auswirken. Das Prinzip der Spieltheorie bietet einen strukturierten Rahmen, um Motive und Anreize zu analysieren, die Menschen oder Unternehmen dazu bewegen, gewisse Entscheidungen zu treffen. Die Theorie kann somit helfen, Motivation zu schaffen, hier und jetzt das Beste zu geben.

Zu den wichtigsten Anwendungsbeispielen der Spieltheorie gehören Entscheidungsbäume, anhand derer Verhandlungsstrategien festgelegt werden. Wargaming ist ein strategisches Instrument, das eine komplexe Marktsituation mit mehreren relevanten Stakeholdern simuliert. Auch der prozessorientierte Ansatz stellt ein Anwendungsbeispiel dar. Er rationalisiert die Entscheidungsfindung ähnlich wie bei Auktionen. Das Ergebnis von Verhandlungen hängt gleichermaßen von beiden beteiligten Parteien ab. Eine Einigung erfolgt nur, wenn beide Parteien in allen Verhandlungspunkten zu einem Konsens kommen. Die Spieltheorie kann bei der schrittweisen Annäherung helfen, indem sie die Perspektive des Gegenübers vor Augen hält und Verhandlungspartner dazu bringt, ihr bestmögliches Angebot zu unterbreiten. Bevor man sich im Detail mit der Analyse von möglichen Verhandlungsszenarien befasst – sprich welche Angebote unterbreitet werden oder wie man auf Gegenangebote reagiert – sind grundlegende Überlegungen anzustellen:

  • Wie sollen die Verhandlungen geführt werden?
  • Von Angesicht zu Angesicht, virtuell oder über eine elektronische Plattform?
  • Wie viele Verhandlungsphasen sind angebracht? Welche Lieferanten sollten wie einbezogen werden?
  • Das Teilen welcher Informationen ist sinnvoll?

 

Antworten auf all diese Fragen folgen in erster Linie aus den eigenen Zielen, hängen aber auch vom Wettbewerb ab.

 

Die Lehre der Spieltheorie umfasst drei wesentliche Punkte.

  1. Suche nach den besten Angeboten

    Die Angebotsabgabe ist keine Zeit für Wunschdenken. Es ist ratsam zu reflektieren, welche Offerte unter den gegebenen Umständen die Beste für den Verhandlungspartner wäre. Diese wird dem wahrscheinlichen Verhandlungsergebnis am nächsten kommen.

  2. Denke rückwärts, das Ergebnis vor Augen

    Bevor man sich für ein Angebot entscheidet, macht es Sinn, über alle alternativen Vorschläge nachzudenken, die man selbst unterbreiten könnte, und darüber, wie die andere Partei auf jeden einzelnen Vorschlag reagiert. Diese Überlegungen werden automatisch zu der Offerte mit dem bestmöglichen Ergebnis führen.

  3. Verändere das Spiel

    Ein Blick über den Tellerrand kann es ermöglichen, das Verhandlungsspiel zu eigenen Gunsten zu verändern. Ist das bestmögliche Ergebnis nicht zufriedenstellend, bleibt nur noch die Option, die aktuellen Umstände oder das Spiel an sich zu ändern: Verhandlungen können verschoben, weitere oder neue Interessengruppen miteinbezogen oder andere Verhandlungsansätze gewählt werden.

 

5. Spielregeln bestimmen in wettbewerbsintensiven Umfeld

In kompetitiven Umgebungen, in denen zwei oder mehr Lieferanten für denselben Auftrag in Frage kommen, gibt es eine Fülle an Verhandlungsansätzen. Die Möglichkeiten reichen von konventionellen Einzelgesprächen bis hin zu rationalen, automatisierten Ansätzen wie etwa (digitalen) Auktionen. Prozessgesteuerte Verhandlungen bedienen sich aus dem Besten beider Extreme. In monopolistischen Umgebungen sind ihre Möglichkeiten jedoch begrenzt. Kreativität und Psychologie spielen bei Verhandlungen mit Monopolisten eine Schlüsselrolle. Unabhängig von der Verhandlungsart, für die man sich letztendlich entscheidet, sollte jeder im Vorfeld seine Hausaufgaben machen: eine Lieferantenanalyse aus Perspektive des Marktes durchführen, funktionsübergreifende Interessengruppen berücksichtigen, Verhandlungsgrundsätze einhalten und einen Punkt zu definieren, an dem der Verhandlungstisch zu verlassen ist.

Der:die Einkaufsverantwortliche ist in der besten Position, um die Regeln des Verhandlungsspiels festzulegen und den Prozess so zu steuern, dass er:sie den Wettbewerb zwischen Lieferanten gewinnbringend für sich nutzen kann. In diesem Fall ist die Entwicklung eines Anreizmodells sehr nützlich. Es handelt sich dabei um einen Ansatz der Spieltheorie, der sich auf Reize zur Zielerreichung für die beteiligten Parteien konzentriert. Er unterstützt eine fundierte Entscheidungsfindung für prozessgesteuerte Lieferantenverhandlungen.

Prozessgesteuerte Verhandlungen vereinen das „Beste“ aus Auktionen und klassischen Einzelgesprächen: Transparenz und Verbindlichkeit. Transparenz stellt sicher, dass Lieferanten wissen, was sie tun müssen, um den Auftrag zu erhalten. Die Verknüpfung mit Regeln und Ergebnissen stellt sicher, dass Lieferanten ihr Bestes im Rahmen des vordefinierten Prozesses geben. Die Hauptvorteile gegenüber herkömmlichen Verhandlungen liegen in dem Ermessensspielraum des Unternehmens, den Anforderungen der Interessengruppen sowie in der Möglichkeit, Geschäftspartnerschaften in besonderem Maße zu würdigen.

 

 

// Wenn es Wettbewerber gibt, haben prozessgesteuerte Verhandlungen Vorteile vor konventionell geführten Verhandlungen

 

Prozessgesteuerte Verhandlungen zeichnen sich durch eine klare Struktur aus: Vordefinierte Phasen mit klaren Ablaufregeln legen dar, wie Lieferanten den Zuschlag für sich gewinnen können. Je nach Bedarf können die Verhandlungsphasen als Auktionen durchgeführt werden. Denkbar ist, die Phasen als Zeitfenster für exklusive Einzelgespräche mit etablierten Lieferanten oder strategischen Partnern zu nutzen.

Auch incentivierte Ausschreibungen für strategisch ausgewählte Zielgruppen sind möglich. Aufbau und Reihenfolge jeder Verhandlungsphase werden von spieltheoretischen Erkenntnissen bestimmt um sicherzustellen, dass Lieferanten nicht nur aus der Situation heraus „genötigt“ werden ihr Bestes zu geben, sondern ebenfalls mit einem guten Gefühl abschließen.

In den meisten Fällen ist nicht nur der Preis von Bedeutung, sondern auch technische Details, Produktqualität, Nachhaltigkeitsaspekte, der geografische Standort und vieles mehr. Deshalb gehört der Vergleich von Lieferanten auf ganzheitlicher bzw. Total-Value-of-Ownership-Ebene zu den Hausaufgaben jeder Verhandlungsvorbereitung und sollte mit Hilfe von maßgeschneiderten Tools durchgeführt werden.

 

Checkliste: Verhandlungsetikette

Sowohl konkurrieren als auch zusammenarbeiten: Wettbewerb ist bei Verhandlungen inhärent und macht sie zu einem spannenden Prozess oder sogar
zu einem Spiel. In der Regel haben die „Spieler“ in Verhandlungen jedoch nicht alle Informationen, so kennen Sie nicht alle Interessen Ihres Gegenübers und wissen nicht, was er sonst noch anbieten könnte, was für Sie von Interesse sein könnte, und umgekehrt. Hier kommt die unschätzbare Bedeutung des Kooperationsgeistes ins Spiel. Er lehrt uns, dass man bekommt, was man will, wenn man anderen gibt, was sie wollen.

Denken Sie daran, dass Unternehmen aus Menschen bestehen: Es ist so einfach und so kompliziert wie die Trennung von Privatem und Beruflichem im Allgemeinen. Geschäfte werden von Menschen geführt, aber wenn man persönlich wird anstatt professionell zu bleiben, vor allem in der Hitze schwieriger Verhandlungen, geraten die Menschen in einen Kampf-oder-Flucht-Modus, der ihr rationales Denken beeinflusst, Diskussionen unproduktiv macht und einen üblen Nachgeschmack hat, der Geschäftsbeziehungen ruinieren kann. Hart in der Sache, aber sanft zu den Menschen, ist ein guter Merksatz für die richtige Umgangsform.

Wählen Sie Einfühlungsvermögen: Verhandlungen sind emotional. Man könnte meinen, dass man entweder hart und distanziert sein muss, um in Verhandlungen einen klaren Kopf zu bewahren, oder dass man mit seinem Gegenüber sympathisieren und einvernehmlich sein muss, um die Dinge zu klären, aber das ist nicht der Fall. Sie könnten sich für Einfühlungsvermögen entscheiden. Dieses ermöglicht es Ihnen, Ihre Interessen durchzusetzen, ohne hart zu sein. Sie können dadurch auch Verständnis für die Gefühle Ihres Gegenübers zeigen, ohne dass Sie selbst dasselbe fühlen müssen.

Proaktiv statt reaktiv sein: Für den Erfolg von Verhandlungen ist es wichtig, auf alle möglichen Vorgehensweisen vorbereitet zu sein. Es geht nicht nur darum, einen Plan zu haben, was in jedem einzelnen Fall zu tun ist, sondern auch darum, proaktiv etwas zu tun, um ungünstige Verläufe zu verhindern und die Verhandlung zu steuern. Die richtigen Kompromisse, die richtigen Personen, der richtige Zeitpunkt und die richtige Art und Weise sind der Schlüssel dazu, und die Vorbereitungsarbeit hilft Ihnen dabei herauszufinden, was diese „Richtigen“ sind.

Niemals lügen: Lügen sind immer heikel. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten und mit dem, was man sagt, im Einklang zu bleiben. Es ist ein verlockendes kurzfristiges Spiel, doch wird eine Lüge aufgedeckt, wirkt sich das langfristig nachteilig auf Ihren Ruf aus. Man hat vielleicht das Gefühl, dass man entweder die Wahrheit sagen oder lügen muss, aber das ist nicht wirklich der Fall. Sie könnten sich einfach dafür entscheiden, nicht alles zu sagen. Was Sie aber sagen, muss der Wahrheit entsprechen.

6. Es gibt immer Verhandlungsspielraum – auch im Monopol

Es ist mehr oder weniger unmöglich, einen Verhandlungsprozess in einem monopolistischen Markt durchzusetzen. Man denke dabei an Coca-Cola oder Prada im Einzelhandel, Microsoft oder Google im IT-Umfeld. Das bedeutet jedoch nicht, dass Verhandlungen mit Marktführern oder anderen Monopolisten nicht erfolgreich sein können. Der Ausgang von Verhandlungen ist in diesen Fällen vielmehr abhängig von Kreativität und psychologischer Raffinesse.

Häufig haben Unternehmen wie Coca-Cola und Pepsi Exklusivverträge mit Einzelhändlern und werden nicht neben ihren Wettbewerbern platziert. Die Positionierung innerhalb der Geschäfte und Regale, die Nähe zu konkurrierenden Marken und Nachahmern sowie Rabattaktionen spielen bei Verhandlungen im Einzelhandel eine große Rolle und können damit auch als Hebel für den Einkaufspreis fungieren. In der IT-Welt gehören neben den Preisen Lizenzen und Vertragslaufzeiten zu den wichtigsten Diskussionspunkten. In manchen Fällen besteht die Möglichkeit, die Entwicklung kleinerer Anbieter zu fördern und damit spürbare Konkurrenz für etablierte Zulieferer zu schaffen. Ein aktuelles Beispiel liefert die Automobilindustrie. Mittels finanzieller Unterstützung seitens der OEMs ist es neuen Anbietern gelungen, beispielsweise mit etablierten Zulieferern von Antriebssträngen gleichzuziehen.

Oft unterschätzt und doch effektiv ist der simple Ansatz des Zuhörens. Indem man Lieferanten nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen einer gemeinsamen Geschäftsbeziehung befragt und gleichzeitig die bisherigen Erfahrungen analysiert, können kreative Ideen für ein Win-win entstehen. Dieser Ansatz ermöglicht eine erfolgreiche Zusammenarbeit und langfristige Partnerschaft.

Wer zuhören kann, holt seine Ansprechpartner ab und schafft Vertrauen – eine wesentliche Grundlage für erfolgreiche Verhandlungen. Denn jeder Mensch handelt nicht nur bewusst und reflektiert, sondern auch unbewusst und emotional „aus dem Bauch heraus“. Wir beeinflussen andere und werden zugleich immer auch selbst beeinflusst, diesem unbewussten Mechanismus kann sich niemand entziehen. Das Verständnis für die menschliche Psychologie ist daher entscheidend, um Verhandlungstaktiken erfolgreich anzuwenden oder ihnen erfolgreich zu widerstehen.

 

Das Verständnis für die menschliche Psychologie ist entscheidend, um Verhandlungstaktiken erfolgreich anzuwenden oder ihnen erfolgreich zu widerstehen.

 

7. Sicherstellung der Abstimmung innerhalb Ihres Verhandlungsteams

Unabhängig davon wie Sie verhandeln bleibt zentral, dass die Einkaufsabteilung die Verantwortung für Durchführung und Ergebnis der Verhandlungen übernimmt. Dies umfasst sowohl die Einbindung interner funktionsübergreifender Interessengruppen als auch externe Lieferanten. Insbesondere wenn nicht nur der Preis ausschlaggebend ist – was in den meisten Verhandlungen der Fall ist – ist die Einbindung und Abstimmung mit anderen Abteilungen zwingend erforderlich. Ob Abteilungsvertreter:innen am Verhandlungstisch sitzen oder nur im Hintergrund agieren, hängt von der jeweiligen Situation ab. Unabhängig davon müssen sich alle Personen, die Einfluss auf das Verhandlungsergebnis nehmen bzw. eine Rolle in der Verhandlungsstrategie spielen, abgestimmt haben und an einem Strang ziehen. Nur auf diese Weise können Überraschungen und Abweichungen während der Verhandlung vermieden werden. Die Chancen für eine erfolgreiche Verhandlung stehen besser, wenn alle involvierten Parteien gemeinsam die Strategie erarbeiten, anstatt einem vom Verhandlungsverantwortlichen aufgezwungen Fahrplan zu folgen, der doch nicht alle überzeugt.

Wenn klassische 1:1-Verhandlungen mit Lieferanten durchgeführt werden, sei es aufgrund eines monopolistischen Umfelds oder aus wettbewerbsintensiven Situationen heraus, bieten sich verschiedene Vorgehensweisen an. Völlig identische Verhandlungssituationen und Unisono-Prozesse existieren nicht. Verhandlungen sollten aber einer allgemeinen Struktur folgen. Jede Verhandlung besteht aus drei Phasen: Vorbereitung, Verhandlung selbst und Abschluss. Jede dieser Phasen erfordert eine unterschiedliche Herangehensweise.

Zu Beginn sollte der Fokus darauf liegen, so viele Informationen wie möglich zu sammeln und die Interessen der Gegenpartei zu verstehen. Daraus leiten sich die Hebel ab, die am besten genutzt werden können, um die definierten Ziele zu erreichen.

Anschließend folgt die eigentliche Verhandlung, die mehrere themenspezifische Abschnitte umfassen kann. In dieser Phase tauschen beide Parteien Angebote und Gegenangebote, Argumente und Gegenargumente aus. Wichtig ist, einer vordefinierten Strategie zu folgen. Gleichzeitig sollte man bei Vorlage neuer Informationen Flexibilität zur Anpassung einräumen. Entscheidungsbäume und Spieltheorie können helfen, die möglichen Verhandlungsverläufe vorherzusehen und die beste Vorgehensweise zu bestimmen. Durch das Durchspielen der geplanten Aktionen kann man herausfinden, was funktioniert und was nicht. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Verhandlungsergebnisses erhöht sich.

Abschließend werden die Ergebnisse der Verhandlungsphase in einer endgültigen Vereinbarung zusammengefasst. Die Verhandlung ist erst mit der Unterschrift aller relevanten Entscheidungsträger beendet.

8. Den Ruf Ihres Unternehmens klug aufbauen

Ist eine Verhandlung beendet, beginnt bereits die nächste. Das liegt nicht nur daran, dass Geschäftstätigkeiten wiederkehren. Das Ergebnis einer Verhandlung setzt den Maßstab bzw. Ausgangspunkt für zukünftige Beziehungen. Einkaufsabteilungen stehen in regelmäßigem Austausch mit ihren Lieferanten. Selbst tägliche Absprachen sind kleine Verhandlungen für sich.

Nicht vergessen werden darf: Die Welt ist oft kleiner, als man denkt. Mitarbeiter:innen wechseln Unternehmen, bleiben aber oft in derselben Branche tätig. Was vorauseilen wird, ist der Ruf als Verhandler und Geschäftspartner, nicht die Ergebnisse, die während einer Verhandlung erreicht wurden.

Vorauseilen wird auch der Ruf eines Unternehmens in Bezug auf Verhandlungen. Dies kann von Vorteil, aber auch ein Nachteil für zukünftige Geschäftsabschlüsse sein. Verhandlungsprinzipien und -werte können dazu beitragen, den gewünschten Ruf auch in schwierigen Situationen zu bewahren. Kurzfristige Gewinne mögen in Verhandlungen wichtig sein, perspektivisch spielen langfristige Auswirkungen und Beziehungen zu Lieferanten eine mindestens ebenso relevante Rolle.

 

 

FAZIT

Viele Faktoren spielen eine Rolle für den Erfolg von Verhandlungen. Es beginnt mit einer guten Vorbereitung. Diese erfordert die Einbindung und Abstimmung mit internen und externen Stakeholdern bezüglich Geschäftszielen, Bedürfnissen und Anforderungen. Zudem bedarf es einer Marktanalyse und ganzheitlichen Bewertung potenzieller Lieferanten. Einfluss hat, ob es sich um ein wettbewerbsintensives oder monopolistisch geprägtes Umfeld handelt und wie damit umgegangen wird. Spieltheorie und Psychologie können Verhandlungsführern einen entscheidenden Vorteil am Verhandlungstisch verschaffen. Wichtig ist, sich immer vor Augen zu führen, dass sich die Verhandlungspraktiken eines Unternehmens in der Geschäftswelt herumsprechen.

Autor:innen

Dr. Daria Khromenkova

ist Senior Project Manager bei INVERTO in München und Expertin für Spieltheorie und „Negotiation Excellence“. Sie verfügt über umfangreiche internationale Erfahrung und leitete zahlreiche Strategie und Verhandlungsprojekte.

daria.khromenkova@inverto.com

Jürgen Wetzstein

ist Geschäftsführer von INVERTO in München. Er blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in Unternehmensberatung und Industrie zurück. Vorrangig berät er Unternehmen aus den Industrien Automotive, Maschinenbau, Chemie, Consumer Products und Services bei der Transformation und Optimierung des Einkaufs und der Supply Chain.

contact@inverto.com

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