Wer beispielsweise die Zusammensetzung eines Produktes und die Kostentreiber darin genau kennt, wird feststellen: Nicht jede Erhöhung ist gerechtfertigt. In solchen Situationen haben Unternehmen die Chance, Preiserhöhungen zumindest teilweise abzuwehren. Hierin zeigt sich neben der neuen Rolle auch eine neue Sinnhaftigkeit für den Einkauf: Jeder Cent Zusatzkosten, den Mitarbeitende verhindern können, ist ein Beitrag, um den allgemeinen Preisauftrieb einzudämmen.
Bei objektiv vorhandenen Kostensteigerungen bedeutet Erfolg aktuell, dass es gelingt, eine faire Aufteilung der Zusatzkosten zu vereinbaren. Zur Fairness gegenüber Lieferanten gehört der offene Dialog. Finden Sie jenseits der Diskussion um Preise und Kosten heraus, vor welchen Herausforderungen Ihre Schlüssellieferanten stehen, welchen Zwängen sie unterliegen. Analysieren Sie zusammen die vorgelagerte Lieferkette, suchen Sie gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten. Diskutieren Sie Alternativen zu kritischen Vorprodukten – hier können beide Seiten von der jeweiligen Fachexpertise der anderen profitieren.
Schützen Sie sich vor grauen Nashörnern!
Ganz klar, es ist herausfordernd, die Auswirkungen der Pandemie und des Krieges auf die Lieferketten parallel zu bewältigen – doch mahnen Expertinnen und Experten immer wieder, dass der Klimawandel die noch größere Aufgabe ist. Wetterphänomene wie Dürren, Starkregen, Hurricanes und Hitzeperioden nehmen weltweit zu. Sie beeinträchtigen nicht nur die Landwirtschaft, sondern durch Schäden an der Infrastruktur zunehmend auch alle anderen Wirtschaftszweige.
Eine Diversifizierung und – wo möglich – Regionalisierung der Lieferketten sind notwendige Strategien, um sich gegen geopolitische und Klimarisiken abzusichern. Einseitige Abhängigkeiten von Lieferanten oder Lieferregionen sollten der Vergangenheit angehören. Unternehmen müssen ihr Risikomanagement auf den Prüfstand stellen und sich mit möglichen Szenarien befassen. Dabei gilt es, Maß zu halten: Die Wissenschaft spricht von „schwarzen Schwänen“, um Ereignisse zu charakterisieren, deren Eintritt unwahrscheinlich ist. Sich gegen alle „schwarzen Schwäne“ abzusichern, ist nicht zielführend. Doch neben den unrealistischen Szenarien gibt es die, die eine größere Eintrittswahrscheinlichkeit haben. Wir nennen sie die „grauen Nashörner im Nebel“. Diese Risiken sind schemenhaft erkennbar, sie könnten eine echte Gefahr für Ihr Unternehmen werden. Für diese Risiken müssen Sie Gegenmaßnahmen planen. Und genauso wie Infrarotkameras helfen, um Lebewesen in Nebel oder Dunkelheit zu erkennen, helfen digitale Lösungen, um das Risikomanagement mit Daten zu validieren und daraus die richtigen Erkenntnisse zu ziehen.