Die nächste Ölkrise
Chaos am Pflanzenöl-Markt: Das Exportverbot von indonesischem Palmöl hat die Preise weiter nach oben getrieben. Viele deutsche Lebensmittel und selbst Kosmetikprodukte könnten noch teurer werden.
Hersteller von Süßwaren, Fertigprodukten und Kosmetika sind alarmiert: Indonesien hat seit Donnerstag die Exporte von Palmöl gestoppt. Der Inselstaat ist mit Abstand der weltgrößte Produzent des ökologisch umstrittenen, aber zunehmend in der Industrie genutzten Öls. Wie kaum ein anderer pflanzlicher Rohstoff ist Palmöl vielseitig einsetzbar – ob in Schokolade, Keksen, Margarine, Tütensuppen, Eis, Pizza, Rasierschaum oder Shampoo. In nahezu jedem zweiten Produkt im Supermarkt-Regal ist Palmöl enthalten.
Zwei Drittel aller weltweiten Exporte
Von den weltweit im vergangenen Jahr produzierten rund 77 Millionen Tonnen Palmöl stammen 45,5 Millionen aus Indonesien. Das Land „macht rund zwei Drittel aller weltweiten Exporte aus“, sagt Agrarökonom Matin Qaim von der Uni Bonn. Deswegen könne die Gesamtmenge nicht einfach von anderswo importiert werden. Andere Länder wie Malaysia können unmöglich diese wegfallenden Exportmengen kompensieren. Malaysia produziert 19 Millionen Tonnen des rot-bräunlichen Pflanzenfetts und steuert ein Drittel der weltweiten Palmöl-Exporte bei.
Zwar handelt es sich bei Indonesiens Exportstopp nur um gebleichte und raffinierte Palmöl-Produkte, aber auch diese machen fast die Hälfte aller indonesischen Palmöl-Exporte aus. Rohes Palmöl, das weiterhin ausgeführt werden darf, hat nur einen Anteil von acht Prozent an den Exporten.
Palmöl-Preise ziehen an
An den asiatischen Rohstoff-Märkten sorgten die Nachrichten für eine turbulente Woche. Aufgrund des zu befürchtenden Mangels zogen die Palmöl-Preise am Terminmarkt in Kuala Lumpur in Malaysia kräftig an – um gut sieben Prozent. Rohstoff-Analysten in Singapur und Jakarta sprachen von einem „Schock“ für die Märkte. Auch die Preis-Rally bei anderen Pflanzenölen nahm wieder Fahrt auf. Sonnenblumenöl, das wegen des Ukraine-Kriegs knapper geworden ist, verteuerte sich ebenso wie Rapsöl.
Zum Teil lässt sich Palmöl durch andere Pflanzenöle wie Soja-, Raps- und Sonnenblumen-Öl ersetzen, aber auch diese sind momentan auf dem Weltmarkt extrem knapp. „Die Entscheidung Indonesiens hat nicht nur Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Palmöl, sondern auch auf Pflanzenöle weltweit“, sagte James Fry, Vorsitzender der Rohstoffbratungsfirma LMC.